Jahrestagung AG Schwule Theologie 2017
Jahrestagung AG Schwule Theologie 2017
Schuld! – Bekenntnis – Sühne?
Freitag, 13. Oktober 2017 – Sonntag, 15. Oktober 2017
Einvernehmliche homosexuelle Handlungen waren für Männer in der Bundesrepublik Deutschland bis 1969 und in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1968 strafbar. Die mit einer strafgerichtlichen Verurteilung ausgedrückte gesellschaftliche Ächtung und Verfolgung der Betroffenen aufgrund ihrer sexuellen Identität wirkte bis ans Ende des 20. Jahrhunderts fort. Seit geraumer Zeit wird daher gefordert, die Betroffenen zu rehabilitieren und die damals ergangenen Urteile aufzuheben.
Auch Kirchen und ihre Vertreter_innen haben seit den 1990er Jahren erkannt, dass sie durch die moralische Verurteilung der Homosexualität Schuld auf sich geladen haben: Ihre Einschätzung hatte dazu beigetragen, dass Homosexuelle Opfer staatlicher Verfolgung wurden. Schwule haben sich selbst umgebracht, weil ihre Kirche sie in ihrem So-sein ablehnte.
Erste Schuldbekenntnisse sind von offizieller Seite erfolgt. Doch diese werfen Fragen für uns schwule Christen auf:
•Wie gehen Christinnen und Christen generell mit Schuld und Sühne um?
•Welches theologische Verständnis steckt hinter dem Eingeständnis struktureller Schuld einer Kirche? Was versprechen sich die Kirchen davon?
•Gibt es Akte der Reue und Umkehr, wie z.B. die Rehabilitierung der nach §175 verurteilten Homosexuellen?
•Unter welchen Bedingungen können wir, (stellvertretend für) die Betroffenen, diese Entschuldigungen annehmen?
Auf unserer Jahrestagung wollen wir vom 13.-15. Oktober 2017 mit namhaften Theologen und Juristen diese Fragen im Waldschlösschen diskutieren:
Jerzy M. Szczesny, Referent für Antidiskriminierungs- und Gesellschaftspolitik (Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen), Berlin
Historische Schuld – Kann ein Staat Schuld wiedergutmachen?
Die deutsche Strafgesetzgebung zu Homosexualität nach 1945 und die Bedeutung des geplanten Rehabilitationsgesetzes
KR Dr. Wolfgang Schürger, Vorstandsmitglied und Beauftragter für Umwelt- und Klimafragen der Ev.-Lutherischen Kirche in Bayern, München
Die theologische und kirchenpolitische Bedeutung von Schuldbekenntnissen am Beispiel der Stuttgarter Schulderklärung von 1945
Pfr. Sören Suchomsky, Sprecher des lesbisch-schwulen Konvents der Evangelischen Landeskirche in Baden, Karlsruhe
Aufarbeitung von Schuld – oder einfach Gleichstellung?
Erfahrung mit kirchenpolitischen Veränderungsprozessen
Morgens und Abends bieten wir Gebetszeiten und am Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst an. Die Mitgliederversammlung der AG Schwule Theologie findet am Samstag Abend statt, zu der alle Teilnehmer des Wochenendes herzlich eingeladen sind.
„Die Verfolgung von Homosexuellen in den Konzentrationslagern der Nazizeit ist ein Teil des dunkelsten Kapitels unserer hier schuldbeladenen Geschichte. Die Erinnerung daran nimmt uns als Kirche in die Pflicht und stellt allen Christen die Aufgabe, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung das Wort zu erheben.“
Fürther Erklärung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
vom 26.11.1993
Nähere Informationen zum Programmablauf im Ausschreibungsformular (Word-DOC) bzw. dem Flyer (PDF) zur Jahrestagung sowie auf der Homepage des Waldschlösschens.